Donnerstag, 19. Dezember 2019
Ich mag den Moment, den Schlüssel in den Briefkasten zu stecken. Immer, wenn ich den Briefkasten öffne, schwingt bei mir die Erwartung mit: Es könnte etwas drin sein, was ich nicht erwartet habe. Etwas, das mein Leben anderes macht.
Was das sein könnte?
Ein Gutschein für eine Woche Zeit nur für mich. Ohne Ziel, ohne Verpflichtungen.
Ein Liebesbrief, der mein Herz so klopfen lässt, dass ich es in den Haarspitzen spuren kann.
Die Unterschrift kann ich kauf entziffern. Es könnte heißen: G-O-T-T.
Eine Zeitung, in der drinsteht, dass das Kriegführen abgeschafft ist. Ein für alle Mal. Und die Schafe weiden neben den Wölfen und das Wort Frieden ist keine Utopie mehr.
Ein Päckchen Blumensamen – Sorte Wildblumen. Und ich streue die Samen in alle kaputten Stellen im Asphalt vor meinem Haus.
Meist ist nichts Unerwartetes im Briefkasten. Dann schließe ich ihn wieder zu und gehe meinen Alltagsbeschäftigungen nach. Aber diese leise Hoffnung im Herzen – „Es hätte sein können und was wäre, wenn“-, die nehme ich mit in meinen Tag.
Würde ich aufhören, auf das Unerwartete zu hoffen, mein Herz würde zwar noch schlagen, aber meine Seele wäre lange ausgereist aus mir.
Eben war die Post da. Ich gehe runter. Ich Stecke den Schlüssel in den Briefkasten. Ich öffne ihn.